Mein Partner ist ein Asperger-Autist.
Das wusste ich nicht, als wir beide zusammenfanden, aber es wurde uns beiden recht schnell klar.
Nachdem diese Diagnose gesicherter war und wir auch einige Konflikte aufgrund unserer recht verschiedenen Gemüter hatten, habe ich im Internet recherchiert.
Was ich gefunden habe, fand ich bestürzend. Eine Beziehung zwischen den Neurotypen (NTs) und Autist*innen (As) befanden viele als „unmöglich“, als „Katastrophe“ oder Ähnliches. Was einem am Anfang den Mut rauben kann, stellte sich jedoch bald als völlig falsch heraus. Und das aus mehreren Gründen.
Zuerst kann man natürlich betrachten: warum gibt es wohl viele Konflikte in solchen Beziehungen zwischen NTs und As?
– Ein verschiedenes Bedürfnis nach Nähe und Distanz.
– Ein verschiedenes Bedürfnis nach Planung und Stabilität (Wochenplanung, Verabredungen).
– Verletzungen durch Kommunikationsschwierigkeiten.
– Ausweglose Diskussionen durch sehr gefestigte/Schwarz-Weiß Meinungen.
Das sind natürlich einige, teilweise auch gravierende Punkte, jedoch muss man sich fragen: gibt es die nicht in jeder Beziehung? Schwierigkeiten in der Kommunikation oder verschiedene Lebensentwürfe sind in verschiedensten Beziehungskonstellationen gängige Probleme. Natürlich kann es sein, dass es in dieser speziellen Konstellation ein bisschen gravierender ist.
Aber es erfordert dann einfach das Ticken mehr „Einander Verstehen“ und „Einander Zuhören“.
Vielleicht bringt es Menschen dazu, noch kreativere Lösungen zu finden, miteinander zu sprechen und einander zu lieben. Wie in jeder anderen Beziehung profitieren Menschen gegenseitig von ihrer Unterschiedlichkeit.
Beide bringen großartige Dinge in die Beziehung mit ein – genau so wie Konfliktpotential und ihren eigenen Rucksack mit Problemen und Sorgen.
So kann sich jede neurotypische Person über die Treue, Loyalität und Verlässlichkeit eines autistischen Partners oder einer autistischen Partnerin freuen. Sie kann sich freuen über gut geplante Urlaube, über Gewissenhaftigkeit und Sorgfalt bei allem, was die autistische Person anfasst. Und ganz gewiss gibt es immer viel zu reden, über alle möglichen Nischenthemen, bei der die autistische Person oft über umfassendes Wissen verfügt.
Und während die Monate so dahinstrichen und meine Google Suche in meinem Browserverlauf immer weiter nach unten rutschte, erlebte ich jede dieser Seiten und Punkte in meiner Beziehung und erlebe sie bis heute.
Und wie der Titel sagt: Hurra! Ich liebe einen Autisten. Der mich zwar mit Planungswut und Sturheit manchmal in den Wahnsinn treibt – aber mich umso öfter begeistert und überrascht. Und Hand aufs Herz: Mit Neurotypen hat man es auch nicht leichter 😉
L.