Birke Opitz-Kittel: Mama lernt Liebe

Das Buch ist eine sehr schön geschriebene Autobiografie einer Mutter mit fünf Kindern, die erst mit 37 Jahren ihre Autismusdiagnose erhält. Eine abwechslungsreiche, spannend geschriebene Biografie, die eine offensichtliche Kraftleistung und Energie der Mutter offenbart, für die sie eigentlich keine Grundlage hat: eine schwierige Kindheit mit Eltern, die sie weder verstanden noch unterstützt haben. Sie will das besser machen, merkt aber, dass sie selbst anders ist als andere Menschen. Sowohl als Kind, als auch als Mutter.
Sie kümmert sich intensiv um ihre Kinder, die aus drei Beziehungen stammen und viele Schwierigkeiten in ihren ersten beiden Beziehungen andeuten. Sie hat Missbrauchs- und Gewalterfahrungen machen müssen und möchte ihre Kinder davor schützen – alles besser machen und eine gute Mutter sein. Das ist sie, keine Frage. Ihre Kinder haben unterschiedliche Diagnosen, eines hat Autismus. Über diesen Weg kommt sie, wie viele erwachsene Autisten, zu ihrer eigenen Diagnose.
Beeindruckend, wie sie trotz dieser vielen Aufgaben und zum Teil auch als alleinerziehende Mutter den Überblick behält. Da hilft nur Struktur, die sie gern gibt und die ihr auch den Halt vermittelt, den sie braucht, um das Leben zu bewältigen. Als Leser atmet man auf, als sie endlich den richtigen Mann kennenlernt und sogar noch ihr Abitur nachholt. Hochbegabung nicht nur bei ihr, sondern auch bei ihren Töchtern.
Eine beeindruckende Lebensgeschichte mit vielen kräftezehrenden Hürden, an denen die Autorin die Leser so lebendig teilhaben lässt, dass man das Buch auch gut in einem Rutsch durchlesen kann. Die Schwierigkeiten von Autisten in einer neurotypischen Gesellschaft werden laufend beschrieben, so dass sich sicherlich viele Autisten (auch die vielleicht noch keine Diagnose haben) darin wiedererkennen können. Die Bildungschancen, um die sie in ihrer Kindheit gebracht wurde, kann sie ihren Kindern geben. Das kümmern um die Kinder, die Aufmerksamkeit die sie ihnen schenkt, all das ist die Liebe einer Mutter.
Der Buchtitel ist sicherlich in der Marketingabteilung des Verlages entstanden und animiert hoffentlich viele Menschen, dieses Buch zu lesen. Insbesondere autistischen Frauen sei das Buch ans Herz gelegt.

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