Ich hängte in der Küche einen Familienplaner auf. Nicht so einen gekauften Kalender, sondern ein Whiteboard, auf dem Post-it‘s in verschiedenen Farben aufgedruckt waren. Mit Edding teilte ich das Board in Zeilen für jede Person der Familie und Spalten für jeden Tag ein. Mit Whiteboard-Marker schrieb ich den Plan für die ganze Woche auf. Oft nutzte ich Symbole statt Worte, da keines der Kinder schon lesen konnte. Aber die Welle für Schwimmen und den Ball für Fußball und die Worte „Oma und Opa“ verstanden alle.
Dieses Aufschreiben der Woche machte meinen Kindern klar, dass die Woche eine wiederkehrende Struktur hat. Die Vorhersehbarkeit machte es für uns alle leichter, das tun zu können, was dran war, anstatt Schreianfälle zu bekommen. Sagen, was am Tag passiert, ist eben etwas anderes, als es Tage vorher aufzuschreiben und dem Kind am Board zu zeigen.
In einem Film über eine Familie mit einem Kind mit Asperger-Syndrom entdeckte ich einen Familienplaner, der meinem so ähnlich sah, dass ich lachen musste. Ohne es zu wissen hatte ich das getan, was vermutlich jede zweite Familie mit Austismus-Spektrum automatisch tut. Für visuelle Unterstützung sorgen wo immer es geht. Struktur, die sichtbar gemacht wird und von allen als Anker empfunden wird.
Etwas später gab es durch den Umzug keinen Platz mehr für dieses Board in der Küche. Das Tagebuchschreiben hatte mich aber so geprägt, dass ich einen Familienplaner in Tagebuchform kaufte, der nun immer offen in der Küche oder am Esstisch lag. Für jede Woche wurde alles eingetragen und die Kinder konnten auch vermerken, was sie Essen wollten, Dinge notieren, die nicht vergessen werden sollten und auch Erlebnisse konnten kommentiert oder mit Smileys versehen werden, wenn es ein schönes Erlebnis war.
Planung schafft Ruhe. Für alle.
Und die Dokumentation von schönen Erlebnissen schafft Bewusstheit über die Momente im Leben, auf die es wirklich ankommt. Dass da jeden Tag Schule steht, ist das, was ich aushalten muss als Kind. Aber dass da auch Schwimmbad steht ist das, worauf ich mich tagelang freuen und es im Anschluss noch lange in meinem Herzen herumtragen kann. (S.J.)