Ich habe mit Yoga in der zweiten Schwangerschaft begonnen. Danach hat es mich nicht mehr losgelassen. Es gibt Menschen, die machen einmal Yoga und hassen es sofort.
Andere werden süchtig danach. So eine bin ich.
Ich habe keine feste Zeit dafür. Manchmal mache ich es täglich. Manchmal nur zweimal im Monat. Ich verfolge kein Ziel damit. Keinen Trainingsplan. Videos und Bücher versorgen mich mit Anleitungen und ich habe mir im Laufe der Jahre genug Lieblingsübungen angeeignet, so dass ich mittlerweile völlig frei Yoga machen kann und spüre, was mein Körper gerade braucht: Einfach nur tief durchatmen und fallen lassen. Oder lange und tief dehnen und den Stress des Tages so loslassen wie der Schmerz langsam nachlässt. Oder richtig auspowern bis das Herz rast und ich ins Schwitzen komme. Yoga kann alles sein, was ich gerade brauche. So wie ich über jahrelanges Yoga praktizieren meinen Körper langsam, fast unsichtbar, verändert habe, verändert sich auch die Fähigkeit, mit anstrengenden Tagen anders umzugehen. Wenn mein Sohn heute ausflippt, schaffe ich es viel öfter einen tiefen Atemzug zu nehmen. Dann noch einen. Und noch einen und in aller Seelenruhe zu handeln. Oder auch ohne Seelenruhe, aber auf jeden Fall ohne selbst völlig auszuflippen. Und wenn die Situation vorbei ist, atme ich noch tiefer durch und spüre, dass Yoga mich verändert hat.
Yoga darf ich auch mal für einen Monat vergessen. Bei jeder anderen Sportart sagt der Körper dann, dass er alles vergessen hat. Bei Yoga ist das anders. Mein Kopf kann zwar vergessen, Yoga zu machen, aber mein Körper vergisst Yoga nicht. Diese tiefgreifende Fähigkeit in Balance zu kommen verschwindet nicht einfach wieder. Ich kann mich immer darauf verlassen, dass mein Körper genau weiß, wie es geht. Ich muss niemals wieder bei null anfangen sondern kann mich fallen lassen in das, was ich in all den Jahren schon erreicht habe. Es ist ein langsamer Prozess. Aber ich glaube, dass nur die langsamen Prozesse wirklich nachhaltige Veränderungen bringen können.
(Verfasserin S.J.)