Ich druckte mehrfach eine Ampel aus und ließ sie von meinem Sohn anmalen. Dann laminierte ich die Ampeln und jedes Kind und meine Küche bekamen eine Ampel und eine Klammer an die Tür.
„Grün“ bedeutet: Mir geht es gut. Ich habe Lust zu spielen oder Zeit mit Dir zu verbringen. Komm doch rein!
„Gelb“ bedeutet: Ich bin nicht gut drauf. Vielleicht können wir spielen. Vielleicht auch nicht. Sei besser vorsichtig im Umgang mit mir. Vielleicht flippe ich bei jeder Kleinigkeit aus.
„Rot“ bedeutet: Betreten verboten!!! Mir geht es nicht gut und ich will alleine sein!
In den folgenden Wochen konnte ich mir darüber klar werden, wie es mir geht und wie viel Kontakt ich zu meinen Kindern ertragen kann. Auch sie begannen sich über ihren eigenen Gemütszustand Gedanken zu machen. Wenn jemand wütend war, verließ er oft mit dem Ausruf „ROT!“ den Raum und ging in sein Zimmer, um dort alleine zu sein. Da die Ampel draußen hing und man sie im Raum nicht sehen konnte, konnte man sich ganz in Ruhe runterkochen und wieder im grünen Bereich landen. Später wurde die Klammer wieder auf grün gesetzt und der Riesenkrach blieb aus.
Irgendwann begannen wir auch auf Autofahrten uns durch das Rufen „ROT!“ daran zu erinnern, dass jetzt absolute Ruhe im Auto herrschen musste, damit nicht einer von uns ausflippte.
Wir haben die Ampeln nicht mehr an der Tür. Aber das System hat uns dazu gebracht mal eine Zeit lang intensiv über das innere Stimmungsbarometer nachzudenken und zu sprechen.
(S.J.)