Um Autismus verstehen zu können, braucht man einen IQ plus X.
Es ist völlig egal, wie hoch der IQ ist. Es ist der Faktor X, der darüber entscheidet, ob man es verstehen kann oder nicht. Wem dieser Faktor fehlt, der kann es nicht begreifen. Und sei er noch so intelligent, es fehlt ein Stück, um es verstehen zu können.
Mittlerweile erkenne ich im Gespräch sehr schnell, ob der Mensch den Faktor X hat. Ob er sich einfühlen kann in einen anderen Menschen, der völlig anders tickt. Verstehen kann, dass völlig anders zu denken dennoch funktionieren kann. Nachvollziehen kann, dass richtig und falsch nicht unbedingt zutreffend sind.
Ich weiß auch, dass es völlig vergeblich ist, einem Menschen, ohne den Faktor X, meinen Sohn zu erklären. Die Augenbrauen meines Gegenübers gehen dann unmerklich in die Höhe und seine Gedanken laufen glasklar über sein Gesicht: „Du willst Dich doch nur rausreden, weil Du Dein Kind nicht besser erziehen kannst“, denkt der Mensch und ich kann es sehen.
Dann atme ich tief durch und weiß, dass ich meine Zeit vergeude, wenn ich weiterhin versuche mit diesem Menschen über meinen Sohn zu sprechen. Dann reden wir eben über etwas anderes und das Thema Autismus kommt nicht mehr zur Sprache. Man kann eben nicht die ganze Welt retten und man kann auch nicht jedem Mitmenschen klarmachen, dass Autisten überall unter uns sind.
Ich frage mich nur manchmal: Wer ist hier empathielos…? (S.J.)