Aus Angst,
noch einmal verletzt zu werden, füge ich mir den Schmerz zu, meine Berührbarkeit zu verschließen.
Aus Angst,
mit meinen Vorhaben und Zielen zu scheitern, begrabe ich mein Potential, bevor es erblühen kann.
Aus Angst,
ausgegrenzt und zurückgewiesen zu werden, kehre ich meiner Einzigartigkeit den Rücken zu.
Aus Angst,
als Betrüger entlarvt zu werden, täusche ich mich selbst mit einer aufgesetzten Maske.
Aus Angst,
liebgewordene Dinge zu verlieren, sperre ich mich in ein Gefängnis vermeintlicher Sicherheit.
Aus Angst,
Scham und Schuld ausgesetzt zu sein, beraube ich mich selbst meiner Natürlichkeit.
Aus Angst,
Kontrollverlust zu erleben, ersticke ich alle meine lebendigen Impulse.
Aus Angst,
ungenügend zu sein, verbanne ich mich selbst in die Bedeutungslosigkeit.
Doch dann zwingt mich das Leben in den Schmerz, in das Scheitern, in die Zurückweisung, in die Entlarvung, in den Verlust, in die Scham, in die Ohnmacht, in das Unvermögen.
Und in meiner tiefsten Erschütterung, in meinem dunkelsten Moment,
öffne ich die Augen
und bin frei.
(Verfasser: Stefan Schwidder*https://stefan-schwidder.com)
Wunderschön. Wie hast du es geschafft, alle diese Ängste so verletzlich und schön einzufangen? Ich hätte gern schönere Worte um zu zeigen, wie vollständig und wahr ich dein Gedicht- ist es ein Gedicht? fühle. Die Ängste kenne ich bis aufs letzte Wort. Das, was man sich selbst antut durch sie auch. Und das Gefühl, ohnmächtig zu sein- und dann inmitten einer zerbrochenen Fassade wieder atmen zu können. Das ist vielleicht nicht, was du meintest, aber es ist, was ich lese. Danke.
Danke für die wertschätzenden Worte zu diesem Beitrag. Uns hat dieses Gedicht fasziniert, da in der Angst einerseits die Lähmung steckt und andererseits auch Kreativität erwachen kann, um neue Wege zu gehen. Wir brauchen sie-unsere Angst. Danke auch dafür!