Diversität. Ein Wort, welches die Aktion Mensch als Synonym für Vielfalt nennt. Ein Wort, welches die Verschiedenartigkeit von Menschen hervorhebt. Ein Wort, welches immer mehr Unternehmen in ihr Portfolio aufnehmen. Ein Wort, welches Chancen für uns alle verspricht.
Denn wie schön wäre Diversität in unserem Alltag? Diversität in Unternehmen (vor allem in den höheren Etagen), Diversität im medialen Raum und Diversität als Realität, ohne, dass eine Firma es lediglich als Aushängeschild in geschwungenen Buchstaben auf die Homepage schreibt.
Diversität ist nicht nur eine Frage der Fairness. Denn es ist längst klar: Wir Menschen sind unterschiedlich. Und dieses unterschiedlich hört nicht bei der Augenfarbe und dem Lieblingsessen auf. Es erstreckt sich auf den ethnischen Hintergrund, die sexuelle Identität und das Geschlecht, auf die sozio-ökonomischen Hintergrunde und eben zum Beispiel auch auf die neurologische Verdrahtung. Es sollte also klar sein, dass Vertreter*innen jeder dieser Gruppen gleichberechtigt in Unternehmen, in Regierungen und vor allem im täglichen Leben sein sollten! Vermutlich würde jedes Kind bei einem Supermarkt-Spiel jede ihrer Puppen mit der gleichen Anzahl an Waren ausstatten. Ganz instinktiv. Sofern es denn nun auch genügend diverse Puppen gäbe, was der nächste Punkt ist.
Repräsentation! Verschiedene Menschen müssen (medial) repräsentiert werden. Vor einigen Monaten verbreitete sich ein Video eines jungen schwarzen Mädchens, welches vor Glück weinte, als sie die neue (schwarze) Arielle sah. Denn es ist ganz klar: Wir suchen uns Identifikationsfiguren. Und wir brauchen Repräsentation, um signalisiert zu bekommen, dass wir zur Gesellschaft gehören. Dass wir stattfinden dürfen. Vor allem im Bereich Autismus ist da viel Luft nach oben, denn neben den typischen Genies wie Dr. Shawn Murphy und Sheldon Cooper, fehlt es doch an vielfältigen Repräsentator*innen.
Nicht zu vergessen ist auch: Natürlich brauchen wir Diversität überall, damit sich auch für die Bedürfnisse und Belange verschiedener Gruppen eingesetzt wird. Damit sich Menschen für ihre Rechte stark machen können, politisch und gesellschaftlich. Dass sie mitbestimmen und nicht über sie bestimmt wird.
Und das allerwichtigste ist: Verschiedene Menschen mit verschiedenen Stärken können ihren individuellen Beitrag leisten. Bei Menschen mit Autismus wird oft ihre Sorgfalt angepriesen. (Besonders schön wäre es natürlich noch für die Zukunft, dass neurodivergente Menschen sich nicht wie eine lebensgroße Leuchtreklame mit ihren Stärken anpreisen müssten, sondern einfach unvoreingenommen eine Chance haben).
Diversität ist folglich das Minimum für eine faire Gesellschaft. Aber wie läuft das denn bisher so? Laut Auskünften des europäischen Parlaments liegt die Beschäftigungsquote von Menschen mit Autismus bei unter 10%. Und auch die gesetzlich vorgeschriebene Beschäftigung von Menschen mit Behinderung lässt sich von Firmen leicht wegignorieren – gegen eine kleine Finanzspritze.
Woran könnte das liegen? Vielleicht – und das ist nur eine ganz freche Vermutung – daran, dass sich Diversität zwar schön auf der Homepage macht, aber nicht gedacht und gelebt wird. Denn die Welt zeigt sich bisher nicht bereit und verständnisvoll für Diversität. Öffentliche Räume sind nicht barrierefrei. Arbeitsumfelder bieten keine Rückzugsräume oder Arbeitsbedingungen, die inkludierend sind. Stattdessen: Arbeitsbedingungen, die schon von der Gesellschaft bevorzugte Menschen in den Burn-Out treiben. Wenig Flexibilität, viele Reize, wenig Verständnis für Pausenzeiten.
Also lasst uns alle einmal mehr in unserem Umfeld für Diversität einstehen. Rückzugsräume bieten. Schauen, wie wir selbst Wege ebnen können. Kritisch nachfragen, wenn wir Mängel bemerken.
Denn Diversität sorgt für: Vielfältige Umgebungen. Gesetze, die alle miteinbeziehen. Sanftheit. Und Geduld.
Lara Weber