Genießen steht am Ende der Kür von Perfektion

Wir erleben häufig Menschen im Autismus, die ihre Aufgabe 100%-ig erledigen möchten. Das bedeutet darüber hinaus, dass sie auch eine ganz klare Vorstellung davon haben, wie etwas auszusehen oder vervollständigt absolviert werden kann. Es gibt zahlreiche Hypothesen, warum perfektionistisches Verhalten häufig bei autistischen Menschen zu beobachten ist. Vielleicht liegt es an unserer gesellschaftlichen Fehlerkultur, es könnte ein Zeichen von Angst sein, einen Fehler zu machen, aufgrund dessen Ablehnung oder Ausgrenzung erfolgt, ein Erscheinungsbild von totaler Anpassung an bestehende Erwartungshaltungen. Das sind Erfahrungen, die zahlreiche Menschen machen. Eine weitere Möglichkeit könnte sich aus dem Wunsch nach Vervollständigung, bzw. Beendigung einer Aufgabe, einer Tätigkeit ergeben. Denn eine fragmentierte Selbst- und Umweltwahrnehmung (die oft bei Menschen mit Autismus zu beobachten ist) ist immer unvollständig, daraus erwächst der Wunsch nach Vervollständigung. Eigene Eindrücke der Umwelt mit sich selbst zu verbinden, um ein vollständiges Bild zu erhalten.

Perfektionismus als Symptom- vielleicht sogar als Belastung und schmerzhaft zu empfinden, kann ich aus der betroffenen Perspektive durchaus nachvollziehen, weil die Erwartungshaltung von einem selbst oder auch vom Außen riesig groß ist und der innere Druck dadurch ansteigt. Gleichzeitig erlebe ich das in der ATISTA auch als Ressource und wahren Schatz, sobald es möglich ist, nach einer Handlung, wie hier abgebildet, einen perfekten Marshmallow am Feuer zuzubereiten, ein Feiern des Augenblicks steht, ein Genießen des Erfolges. Denn jetzt hat Perfektionismus sein Gesicht gewechselt, es geht nicht mehr um 100 Prozent. Es geht darum, an seinem persönlichen Erfolg zu wachsen, ihn zu genießen, sich selbstwirksam zu erleben und zu feiern. Denn das Vertrauen in eigene Fertigkeiten wird größer und dann braucht es keine 100% mehr, um mit sich und dem Umfeld zufrieden zu sein. Das sind die wahren Entwicklungsmomente… Hier darf sich ein positives Selbstbildnis formen. Denn im  Erleben von Selbstwirksamkeit entsteht eine Fehlertoleranz sich selbst und der Umwelt gegenüber- darf eine Persönlichkeit wachsen und reifen.

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