„Anders“ ist eine Variante von richtig

Ein Plädoyer an Fachkräfte und alle, die mit Menschen mit Autismus zusammen sind

Wir sind in der Regel inkludiert und nehmen eine andere Lebensrealität wahr als unsere Klient:innen. Es ist so entscheidend, das anzuerkennen. Die intensiven Gefühle, die immer wiederkehrende Emotion, „anders zu sein“ und das auch zu spüren zu bekommen, die Scham und die Angst sich in sozialen Räumen zu bewegen, die genau aus diesem Aspekt heraus entflammen. Die Einsamkeit, die dadurch entstehen kann, die gleichzeitig nicht gewollt ist, einfach passiert und dabei der Wunsch nach Verbindung, der in unseren Menschen mit Autismus lebt und von einigen sehnsüchtig vermisst wird. Die Ressourcen, die in unseren Klient:innen schlummern und noch keine Plattform gefunden haben, wo sie gesehen, zum Strahlen gebracht und anerkannt werden.

Wie erstaunlich und faszinierend begegnen uns gleichzeitig eine unglaubliche Detailwahrnehmung, eine Fokussierung auf Spezialinteressen, ein unglaubliches Gedächtnis, Gedankengänge, die uns alle weiterbringen, Erlebnisse, die uns bereichern und nachhaltig beeindrucken.

Wir bewegen und in Kontrastfeldern, in dynamischen Prozessen, zwischen Resignation und gelebter Superkraft. Wir – in der autismuspezifischen Unterstützung- sind in der Regel nicht autistisch und dürfen unsere Privilegien professionell reflektieren. Dann sehen wir unsere autistischen Menschen nicht als „die anderen“ – wir begegnen ihnen vielmehr auf Augenhöhe, betrachten sie als authentisches Gegenüber. Wir dürfen uns Zeit nehmen, Zeit, die wir brauchen um zu verstehen, ohne zu werten. Zeit, die wir investieren, um anderen Menschen ihre Wahrheit zu glauben, um präsent ihre Beweggründe und Argumente mit Perspektiven verstehen zu lernen.

Nur so können wir Wegbeleiter:innen für unsere Menschen mit Autismus sein und werden, einen wertfreien „Safe Space“ schaffen, wo sich jede:r selbstwirksam, gesehen und gehört erlebt , wo jede:r seine Persönlichkeit weiterentwickeln darf … mit individualisierter Begleitung entsprechend der persönlichen Unterstützungsbedarfe, der eigenen Wünsche und der Ressourcen.

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